Vom Pfarrer zum Krötenschützer

Mit Gottes Hilfe für die Kröten
Wie bloß ist ein Pfarrer und Religionslehrer auf den Frosch gekommen? Eigentlich wollte er ja Biologe werden. Wegen seiner Leidenschaft für Tiere. Als der fünfjährige Ole einst beim Zahnarzt wartete, griff er, von Langeweile gequält, zu einem der ausliegenden Bilderbücher. Es ging um Amphibien, die Entwicklung vom Ei über die Kaulquappe bis zum fertigen Lurch, um den größten und den kleinsten Frosch der Welt. Der Junge war sofort begeistert, es war eine Liebe auf den ersten Blick, die ihn nicht mehr loslassen sollte. Vielleicht ja eine Fügung Gottes. Am Ende jedenfalls studierte er evangelische Theologie, als begeisterter Naturfotograf aber widmete er sich in seiner Freizeit weiter den Fröschen. Ein Bildungsweg vom Pfarrer zum Krötenschützer!
Vom Naturfotografen zum Amphibienhalter
Schon als Kind schleppte Ole allerlei Getier nach Hause, fasziniert saß er vor dem Fernseher, wenn Sielmann und Professor Grzimek die Zuschauer mitnahmen auf ihre Expeditionen ins Reich der wilden Tiere, und die Schülerzeitschrift „Tierfreund“ ließ ihn staunend die Bilder renommierter Fotografen betrachten – das weckte den Wunsch, selbst Tiere zu fotografieren. Mit dem ersten durch Schülerjobs selbst verdienten Geld kaufte er sich eine gute Kamera, und los ging´s! Doch viele Amphibien ließen sich in allen ihren Verhaltensweisen nur schwer in freier Natur dokumentieren. So kam Ole zur Terraristik.
Pfarrer Oles liebste Fotomotive

Die Western Ghats in Indien sind ein Hotspot der Amphibien-Diversität. Hier findet der Hobby-Naturfotograf Ole Dost bei seinen Exkursionen reichlich Fotomotive, wie die in Südasien weit verbreitete Schwarznarbenkröte (Duttaphryne melanostictus). | Ole Dost

Ghaticxalus asterops ist der farblich auffälligste Vertreter seiner kleinen, nur in den Westghats vorkommenden Froschgattung. | Ole Dost

Zu den am wenigsten bekannten Amphibien zählen die unterirdisch lebenden Schleichenlurche. Nur bei starken Regenfällen traut sich Ichtyophis kodaguensis auch mal an die Erdoberfläche. | Ole Dost

Die Gattung Indosylvirana kommt fast ausschließlich in den Western Ghats vor. Indosylvirana sreeni lebt am Rand von Gewässern und ist immer bereit, mit einem beherzten Sprung ins rettende Nass einzutauchen. | Ole Dost

Für Menschen kaum auseinanderzuhalten sind die über 20 Arten der Gattung Minervarya. Und doch hat jede ihren eigenen Ruf, und die Weibchen von Minervarya mudduraja wissen genau, dass sie von diesem Männchen erwartet werden. | Ole Dost

Wie in allen tropischen Regionen teilt man auch in den Western Ghats seine Unterkunft häufig mit einem sympathischen Badezimmerfrosch. Hier hat Polypedates maculatus sich dieser Rolle angenommen. | Ole Dost

Der Ruderfrosch Polypedates pseudocruciger gehört zwar zu einer in Südasien weit verbreiteten und artenreichen Gattung, aber er hier kommt ausschließlich in den Western Ghats vor. | Ole Dost

In der Höhenstufe zwischen 1.500 und 2.600 Metern stehen die charakteristischen Shola-Wälder, in Grasland eingebettete, immergrüne Baumhaine. Leider wurden sie weitgehend abgeholzt, und mit ihnen droht auch der nur hier lebende Raochrestes chlorosomma zu verschwinden. | Ole Dost

Besonders hübsch ist die zweifarbig rot und blau leuchtende Iris von Raorchestes glandulosus. | Ole Dost

Kaffeepflanzen sind ideale Rufwarten für die fortpflanzungsaktiven Männchen von Raochestes jayarami | Ole Dost

Der etwas kugelige Uperodon triangularis legt seine Eier in wassergefüllte Baumhöhlen der Bergwälder. | Ole Dost

Es lohnt sich, dem zur Paarungszeit meist gelblich orange gefärbten Raorchestes luteolus tief in die Augen zu schauen – denn ein feiner blauer Ring ziert sie. | Ole Dost

Auch Raorchestes sushili lebt in den gefährdeten Shola-Wäldern. | Ole Dost

Der farbenprächtigste Frosch der Westghats ist wohl Rhacophorus lateralis. Wenn man ihm dumm kommt, kann er sich allerdings ganz fix in ein schmutziges Braun umfärben. | Ole Dost

Der Flugfrosch Rhacophorus malabaricus kann mit seinem Gleitsprung eine Distanz von über zehn Metern zurücklegen. | Ole Dost
Der Ruf der Wildnis
Im Terrarium holte Ole sich die Natur zum Fotografieren nach Hause, aber das Fotografieren holte ihn immer in die Natur. Nachdem er jahrelang heimische Arten abgelichtet hatte, lockte ihn die Artenvielfalt der Regenwälder. Auf der Suche nach einem günstig erreichbaren Reiseziel stieß er auf die wenig bekannte Bergkette der Western Ghats im Süden Indiens – ein globaler Amphibien-Hotspot. Er war begeistert vom Arten- und Individuenreichtum der Region und kehrte immer wieder für neue Foto-Safaris hierher zurück.
Vom Rennrad fahrenden Pfarrer zum Krötenschützer
Bei seiner Radtour durch die Serra de Tramuntana (gestrichelte Linie) ahnte Ole noch nicht, dass er durch den Lebensraum des gefährdetsten Froschlurchs Europas fuhr, auch wenn das zwischenzeitlich noch stärker geschrumpfte Gebiet (in Rot) durch das Auswilderungsprogramm europäischer Zoos deutlich erweitert werden konnte (in Gelb).
Mit dem Rennrad zur Kröte
Neben der Fotografie frönt Ole auch dem Rennradsport. Seine Heimat im Schwarzwald bietet reichlich wunderschöne Strecken mit ordentlichen Steigungen. Er nahm europaweit an Radmarathons teil. Ein Radrennen war es auch, das ihn nach Mallorca in die Serra de Tramuntana führte. Später las er in einer Fachzeitschrift, dass in den Schluchten dort ein lebendes Fossil bis heute überdauert hat: die Mallorca-Geburtshelferkröte. Sie ist stark gefährdet, aber ihr Bestand konnte durch ein engagiertes Zuchtprogramm von Zoos stabilisiert werden. Als Citizen Conservation die Möglichkeit bot, dass auch Privathalter bei diesem Schutzprojekt mitmachen können, war Ole sofort dabei.
Begeisterungsfähig für die Natur
Nicht nur seine eigenen beiden Kinder konnte Ole für Lurche begeistern, die Biologielehrer seiner Schule ließen den geistlichen Kollegen auch schon einen Amphibienkurs gestalten. Mit großem Erfolg: „Selbst die am meisten verhaltensauffälligen Schüler ließen sich von den live vorgeführten Fröschen fesseln“, berichtet der Pädagoge. „Unsere Jugend soll nicht für Natur begeisterungsfähig sein? Unsinn! Entscheidend ist hier das persönliche Erlebnis.“ Auch deshalb macht er überzeugt mit bei Citizen Conservation. „Da kann ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Engagement im Artenschutz und Begeisterung bei anderen wecken für diese bedrohten Tiere!“
Halbjahresbilanz 1 / 2021 – die Tierbilanz

Haltung rettet Arten – Tierbestand zum 1. Mai 2021
Ein zweites halbes Jahr im Zeichen der Corona-Krise – auch ein Artenschutzprogramm leidet unter Lockdowns. Internationale Projekte liegen brach, Zoos sind geschlossen, Transport- und Übergabemöglichkeiten eingeschränkt. Wenn Mobilitätsreduktion das Gebot der Stunde ist, müssen auch die Frösche stillhalten. So konnten viele Vorhaben nur mit angezogener Handbremse gefahren werden. Dementsprechend verhalten sind die Fortschritte seit der letzten Halbjahresbilanz.
Wenn Probleme die Richtung bestätigen
Arbeit mit lebenden Tieren ist etwas anderes ist als der Umgang mit Maschinen. Es lebt! – mit allen Problemen und Rückschlägen, die dazu gehören. Hier beweist sich der richtige Ansatz von CC. Das engmaschige veterinärmedizinische Screening kostet zwar, hat aber gleich mehrere Outbreaks des gefürchteten Froschpilzes Bd aufgedeckt, sodass diese letztlich eingedämmt werden konnten.
Verstetigung durch Koordination
Zu Ausfällen kann es bei der Arbeit mit lebenden Tieren immer kommen. Ohne Meldung und Koordination sterben Populationen in menschlicher Obhut dann schnell einfach aus, wie in der Vergangenheit schon oft passiert. Bei den in der Natur kritisch bedrohten Lemur-Laubfröschen kann CC nun gezielt gegensteuern und neue Zuchtgruppen zusammenführen, ehe es zu spät ist. Wir hoffen, dass dies auch bei den Tafelberg-Baumsteigern noch gelingen wird. Bislang fehlt es an genügend Tieren, um ein Zuchtprogramm aufzubauen. Die 2018 für CC in Haltung genommen fünf Exemplare sind Anfang des Jahres leider verstorben.
Amphibische Kinderstuben
Anfang des Jahres kam der Schreckliche Blattsteiger als neue Art zu CC. Diese stark bedrohte goldgelbe Pfeilgiftfroschart kommt nur in einem kleinen Gebiet im Südwesten Kolumbiens vor. Auch ein Teil der CC-Tiere kam trotz Corona direkt aus Kolumbien – von einer vom kolumbianischen Staat zertifizierten Amphibienzuchtstation. Ein erstes genetisches Screening zeigt, dass es sich um dieselbe Art handelt wie CC-Tiere aus deutscher Nachzucht. Der Grundstock für eine nachhaltige Erhaltungszucht ist damit hoffentlich gelegt.
Eine schrecklich schöne neue Art
Bei den ebenfalls hochgradig gefährdeten Pátzcuaro-Querzahnmolchen konnte dafür nicht nur ein beachtlicher Anteil der fragilen Larven aus dem letzten Halbjahr in ein „sichereres“ Alter großgezogen werden, es gab auch wieder neuen Nachwuchs. Und beim bedrohten Vietnamesischen Krokodilmolch, bei dem die Welterstzucht vor drei Jahren im Kölner Zoo gelungen ist, konnte CC gleich wieder nachlegen. Trotz der Pilzproblematik schwimmen auch bei den Mallorca-Geburtshelferkröten schon wieder neue Kaulquappen durch CC-Aquarien.
Bestandsübersicht Mai 2021
(In der Tabelle kann horizontal gescrollt werden.)
| Wiss. Name | Dt. Name | Bestand Tiere (m/w/u) | Anzahl Haltungen | Todesfälle 11/20 – 04/21 (m/w/u) | Zugänge Nachzucht 11/20 – 04/21 | Zugänge extern 11/20 – 04/21 (m/w/u) | Ziel (Tiere, Halter) | Status* |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Amphibien | ||||||||
| Agalychnis lemur | Lemur-Laubfrosch | 31 (6/7/18) | 7 | 21 (1/0/20) | 0 | 8 (3/2/3) | 225, 40 | 16 % |
| Alytes muletensis | Mallorca-Geburtshelferkröte | 73 (0/0/73) | 6 | 12 (0/0/12) | 2 | 10 (0/0/10) | 425, 53 | 14 % |
| Ambystoma dumerilii | Pátzcuaro-Querzahnmolch | 104 (23/21/60) | 13 | 70 (6/1/63) | 0 | 0 | 225, 40 | 39 % |
| Bombina orientalis | Chinesische Rotbauchunke | 25 (2/1/22) | 3 | 0 | 0 | 17 (0/0/17) | 225, 60 | 8 % |
| Ingerophrynus galeatus | Knochenkopfkröte | 34 (14/16/4) | 9 | 2 (1/1/0) | 0 | 3 (0/0/3) | 225, 40 | 19 % |
| Minyobates steyermarki | Tafelberg-Baumsteiger | 0 | 0 | 5 (0(0/5) | 0 | 0 | 110, 20 | 0 % |
| Phyllobates terribilis | Schrecklicher Blattsteiger | 14 (0/0/14) | 2 | 2 (0/0/2) | 0 | 16 (0/0/16) | 225, 70 | 4 % |
| Salamandra sal. almanzoris | Almanzor-Feuersalamander | 35 (11/13/11) | 10 | 1 (0/1/0) | 0 | 0 | 185, 30 | 26 % |
| Tylototriton vietnamensis | Vietnamesischer Krokodilmolch | 123 (5/7/111) | 11 | 1 (0/0/1) | 25 | 14 (0/0/14) | 185, 30 | 41 % |
| Fische | ||||||||
| Bedotia madagascariensis | Madagaskar-Ährenfisch | 36 (0/0/36) | 3 | 0 | 0 | 36 | 192, 16 | 19 % |
| Ptychochromis insolitus | Mangarahara-Buntbarsch | 10 (0/0/10) | 1 | 0 | 0 | 10 | 160, 16 | 6 % |
| Ptychochromis loisellei | Loiselles Buntbarsch | 20 (0/0/20) | 1 | 0 | 0 | 20 | 300, 15 | 7 % |
m: Männchen, w: Weibchen, u: unbestimmtes Geschlecht
* Status = Mittelwert aus bereits erreichtem Prozentsatz der anvisierten Halterzahl und des als Ziel bestimmten Tierbestands
NN = Noch zu bestimmen.
Tatort Wald - Unser Feuersalamander Film

Der Salamanderfresser geht um – was wir dagegen tun können
Im Schatten der Corona-Pandemie trägt sich auch in unseren heimischen Laubwäldern ein Trauerspiel zu. Der von CC produzierte Feuersalamander Film zeigt, wie eine eingeschleppte Pilzerkrankung sämtliche Feuersalamander dahinrafft, die ihren Weg kreuzt. Vor rund einem Jahrzehnt entdeckt, breitete sich die Seuche zunächst gleichfalls „fußläufig“ aus im Dreiländereck Deutschland – Holland – Belgien. Doch nun scheint passiert zu sein, was Wissenschaftler seit langem befürchteten: der Pilz ist gesprungen. Erste Ausbrüche in Bayern im Frühjahr 2020 markieren eine neue Phase dieser Epidemie, denn sie bedeuten, dass potenziell alle Feuersalamander-Bestände gefährdet sind, und zwar drastisch: denn im Gegensatz zu Covid19 beim Menschen beträgt die Sterblichkeit beim Feuersalamander im Falle Bsal einhundert Prozent. Ein infizierter Salamander im Freiland stirbt, wenn man ihn nicht behandelt.

Der Sprung des Pilzes über 500 Kilometer ist ein Alarmsignal: Es gibt keine Salamanderpopulationen mehr, die man als sicher bezeichnen kann.

Frogs & Friends-Kameramann Leendert de Jong dokumentiert die Arbeit von Biologin Carolin Dittrich im Steigerwald.

Im Auftrag von CC wird sie positiv auf Bsal getesteten Feuersalamander in die Quarantäne des Tiergarten Nürnberg verbringen.

Zwei Wochen Wärmekammer mit anschließender vier-monatiger Quarantäneverwahrung, so lautet das lebensrettende Urteil der Nürnberger Veterinäre.
Gretchenfrage: Intervenieren oder zusehen?
Wissen verpflichtet. Wie nun reagieren auf diese akute Bedrohungslage für den Feuersalamander, der als deutsche „Verantwortungsart“ die höchste Priorität innehat? Der Traum von der heilen Natur, die man am besten einfach in Ruhe lässt, lässt sich in diesem Fall nicht wirklich leben, denn dies hieße, der Ausradierung sämtlicher Feuersalamander tatenlos zuzuschauen. Der Pilz wird auch nicht nur durch Menschenstiefel verbreitet, sondern ebenso durch Entenfüße, also würde selbst das Aussperren des Menschen nichts nützen. Was also bleibt, ist die beherzte Intervention. Verantwortung annehmen heißt immer auch die Bereitschaft, ins Risiko zu gehen und nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln. Wir wissen, dass Bsal therapierbar ist, also müssen wir es versuchen. Wir wissen, dass man keine gesunden Tiere in verseuchte Gebiete setzen kann, also müssen wir geschützte Räume schaffen, in denen die Art überleben kann, bis sich Wege zurück ins Freiland öffnen.
Vorteil beim Film: Man muss nicht eingreifen, darf einfach nur zuschauen
Autorin Susann Knakowske hat über ein Jahr lang Wissenschaftler, Naturschützer und Tierhalter filmisch begleitet. Das war nicht so geplant, das hat sich so ergeben. Denn weder Corona, noch der Bsal-Sprung nach Bayern standen auf den Drehplan, als wir Ende 2019 mit den Vorbereitungen begannen. Und auch diese Geschichte ist noch lange nicht zu Ende. Aber der erste Film ist fertig und gibt einen Überblick über den Stand der Dinge in Sachen Salamanderfresser im Frühjahr 2021.
Halbjahresbilanz 2 / 2020 – die Tierbilanz

Haltung rettet Arten – Tierbestand zum 1.11.2020
Citizen Conservation nimmt an Fahrt auf. War das Gründungsjahr 2018 noch überwiegend von Vorbereitungen geprägt und daher weitgehend theoretisch, zogen 2019 erste Tiere bei den Teilnehmern an unserem Erhaltungszuchtprogramm ein. Und rückblickend auf 2020 kann man nun feststellen: Es funktioniert! Denn die ersten Tiere haben nicht nur die Geschlechtsreife erreicht, sondern bereits für Junge gesorgt. Hinzu kamen Übernahmen bereits geschlechtsreifer Tiere, die sich ebenfalls prompt vermehrten unter den ihnen offenbar höchst genehmen Bedingungen bei unseren Haltern.
Amphibischer Kindersegen
So freuen wir uns über 245 kleine Molche, Kröten und Frösche aus vier Arten, die als originäre Citizen-Conservation-Tiere das Licht der Welt bzw. der Terrarienanlagen ihrer Halter erblickten. Lemur-Greiffrösche, Pátzcuaro-Querzahnmolche, Mallorca-Geburtshelferkröten und Vietnamesische Warzenmolche – allesamt gefährdete oder sogar in freier Natur kurz vor der Ausrottung stehende Arten, die sich quicklebendig in der Hand unserer Halter tummeln. Eine ganze Reihe dieser Nachzuchten konnte auch bereits an neue Halter weitergegeben werden. Es wächst!
Vom Virus lahmgelegt
Eigentlich war für 2020 eine deutliche Erhöhung der Artenzahl in CC geplant. Da stand ein Virus gegen. Zwei Expeditionen zum Fang von Zuchttieren in Afrika wurden unsanft gestoppt. Auch geplante Importe aus Südamerika scheiterten an neuen Restriktionen, fehlenden Flügen und ausgedünnter Personalsituation auf beiden Seiten des Atlantiks. Aber wir behalten das Ziel im Auge und hoffen, die bereits gut vorbereiteten Projekte 2021 und 2022 durchführen zu können.
Neue Arten
Ganz ohne Neuzugänge blieb auch 2020 nicht: Mit der Mallorca-Geburtshelferkröte (Alytes muletensis) ging eine gefährdete europäische Art mit wechselhafter, geradezu dramatischer Geschichte an den Start. Und mit den ersten Chinesischen Rotbauchunken (Bombina orientalis) wollen wir eine weitere Artenschutz-Strategie ausprobieren. Mehr dazu in Kürze hier auf der Seite.
Schon etwas mehr als ein Anfang ist jedenfalls gemacht – nun warten wir gespannt, was 2021 uns bringen wird!
Kooperation von privaten und institutionellen Haltern: David Kupitz übergibt von ihm gezüchtete CC-Nachzuchten des Pátzcuaro-Querzahnmolch an Holger Kraus von NaturaGart Ibbenbüren, einer Schauanlage mit Zoogenehmigung zu allen Themen rund um Gartenteich und Süßwasseraquaristik
© NaturaGart Ibbenbüren
Bestandsübersicht November 2020
(In der Tabelle kann horizontal gescrollt werden.)
| Wiss. Name | Dt. Name | Bestand Tiere (m/w/u) | Anzahl Haltungen | Todesfälle 05/20 – 10/20 (m/w/u) | Zugänge Nachzucht 05/20 – 10/20 | Zugänge extern 05/20 – 10/20 (m/w/u) | Ziel (Tiere, Halter) | Status* |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Amphibien | ||||||||
| Agalychnis lemur | Lemur-Laubfrosch | 44 (4/5/35) | 9 | 2 (1/1/0) | 35 | 0 | 225, 40 | 21 % |
| Alytes muletensis | Mallorca-Geburtshelferkröte | 73 (0/0/73) | 5 | 0 | 25 | 48 (0/0/48) | NN | NN |
| Ambystoma dumerilii | Pátzcuaro-Querzahnmolch | 174 (27/23/124) | 9 | 2 (2/0/0) | 124 | 5 (3/2/0) | 225, 40 | 50 % |
| Bombina orientalis | Chinesische Rotbauchunke | 8 (0/0/8) | 1 | 0 | 0 | 8 (0/0/8) | NN | NN |
| Ingerophrynus galeatus | Knochenkopfkröte | 33 (10/10/13) | 8 | 4 (1/1/2) | 0 | 8 (0/0/8) | 225, 40 | 18 % |
| Minyobates steyermarki | Tafelberg-Baumsteiger | 5 (0/0/5) | 1 | 0 | 0 | 0 | 110, 20 | 4 % |
| Salamandra sal. almanzoris | Almanzor-Feuersalamander | 36 (6/6/24) | 9 | 3 (0/1/2) | 0 | 6 (0/0/6) | 185, 30 | 25 % |
| Tylototriton vietnamensis | Vietnamesischer Krokodilmolch | 85 (4/6/75) | 8 | 0 | 61 | 14 (0/0/14) | 185, 30 | 38 % |
m: Männchen, w: Weibchen, u: unbestimmtes Geschlecht
* Status = Mittelwert aus bereits erreichtem Prozentsatz der anvisierten Halterzahl und des als Ziel bestimmten Tierbestands
NN = Noch zu bestimmen.
Der Kreaturen Podcast

Bekannte Stimmen für seltene Tiere
Angesichts der vielen schlechten Nachrichten in diesen Krisentagen wollen wir aber nicht traurige Geschichten von aussterbenden Arten verbreiten, sondern faszinierende, spannende, lustige Geschichten über bedrohte Tiere erzählen, vielleicht auch darüber, wie sie bereits zumindest vorerst gerettet werden konnten.
Unsere Tiergeschichten werden von Künstlern, Wissenschaftlern und anderen Akteuren der Zivilgesellschaft eingelesen und als Podcast veröffentlicht.
Seltene Arten, vorgestellt von bekannten Sprechern wie Schriftsteller Wladimir Kaminer („Russendisko“), Liedermacher Reinhard Mey, Schauspielerin Katharina Wackernagel, Sänger Dirk von Lowtzow (Tocotronic), Geschichtenerzähler Horst Evers, Songwriterin Dota Kehr („Kleingeldprinzessin“) und das legendäre Supatopcheckerbunny („Bunny Lectures“). Ganz unterschiedliche Stimmen für die Vielfalt der Arten, vom Waldrapp bis zum Darwinfrosch, vom Vulkankaninchen bis zum Baumhummer, vom Feuersalamander bis zum Schuppentier. Und über einen geheimnisvollen Schnilch kursieren die erstaunlichsten Gerüchte…
Die ersten Kreaturen-Podcasts

In der ersten Folge treffen gleich zwei schräge Vögel aufeinander. Der Schriftsteller Wladimir Kaminer stellt den Waldrapp vor.

In Folge zwei beschreibt Liedermacher Reinhard Mey den wundersamen Darwinfrosch. Dessen Nachwuchs schlüpft aus dem Maul des Männchens.

Schauspielerin Katharina Wackernagel begibt sich in Folge 3 in die Welt des Schuppentiers, dessen Evolutionsgeschichte Jahrmillionen alt ist.

Der Geschichtenerzähler Horst Evers zeigt sich in Folge 4 fasziniert von den Geheimnissen der Partula-Schnecke.

In Folge 5 entdeckt Dota Kehr ein Wesen, das lange als ausgestorben galt: den Baumhummer.

Sänger Dirk von Lowtzow vertieft sich in Folge 6 in die wissenschaftliche und populärkulturelle Bedeutung des sagenumwobenen Schnilchs.

Was das Rothaargebirge mit den Wisenten zu tun hat, erzählt Schriftsteller Bov Bjerg in Folge 7.

Das Vulkankaninchen ist besonders klein und besonders niedlich. Logisch, dass sich das legendäre Supatopcheckerbunny das in Folge 8 mal näher anschaut.

In Folge 9 präsentiert Schriftstellerin und Moderatorin Marion Brasch den Tasmanischen Beutelteufel. Der ist sowas wie der Wutbürger unter den Tieren und doch auch sehr sympathisch.

Liedermacher Manfred Maurenbrecher geht in Folge 10 auf eine beeindruckende Quasselstrippe ein: den Beo.

Die Kabarettistin und radioeins-Kolumnistin Sarah Bosetti erzählt in Folge 11 die Geschichte des Mangarahara-Buntbarsches und verrät, warum der Fisch so etwas wie das hässliche Entlein unter den Buntbarschen ist.
Von der Ausnahme zur Serie
Die positive Resonanz auf unsere Podcasts ermutigt uns, dieses Projekt weiterzuführen und neue Episoden zu produzieren. Es mangelt nicht an spannenden Wesen, über die es sich lohnt, zu schreiben, und wir haben große Freude an der Ausarbeitung der Inhalte. Offensichtlich sind wir nicht allein im Glauben an den Wert dieses Formats, denn wir haben auch für die zweite Staffel, die im Herbst 2020 an den Start geht, wieder zahlreiche namhafte Sprecher aus verschiedenen Kulturbereichen gewonnen.

Halbjahresbilanz 1 / 2020 – die Tierbilanz

Haltung rettet Arten – Zwischenstand Mai 2020
Vor eineinhalb Jahren legte unser Projekt zum Aufbau von Erhaltungszuchten am Beispiel der Amphibien los. Mit allem, was zu so einer Pilotphase gehört: Aufbau der Organisationsstruktur, der Website, der Mitgliederverwaltung. Die Finanzierung musste gesichert werden, der Personalstamm aufgebaut, und natürlich mussten wir CC erst einmal bekannt machen. Dafür sind wir mit fünf „Beispielarten“ gestartet.
Mitten in der Pilotphase
Noch sind wir mitten drin in dieser Pilotphase. Aber es tut sich was beim Tierbestand, und zwar etwas sehr Elementares: Unsere Schützlinge werden älter und erreichen damit allmählich die Geschlechtsreife. Der Bestand der CC-Tiere rekrutiert sich bislang aus Nachzuchttieren von Zoos und Privathaltern, die als Jugendliche in unser Programm kamen. Je nach Art dauert es unterschiedlich lang, bis sie schließlich selbst alt genug sind, um Nachwuchs in die Welt zu setzen.
An der Schwelle zum Erwachsensein
Unsere Pátzcuaro-Querzahnmolche und Knochenkopfkröten sind nun langsam so weit. So legte ein Querzahnmolch-Weibchen im Allwetterzoo Münster im vergangenen Herbst bereits ein erstes Gelege, aus dem zwei Larven schlüpften, die sich leider aber noch nicht entwickelten. Dennoch: Ein Anfang ist hoffentlich gemacht! Unsere Halter der Knochenkopfkröten berichten von deren ersten Versuchen, in den Amplexus zu gelangen – so nennt man die Klammerhaltung, die Froschlurche zur Paarung einnehmen. Wir sind optimistisch, in 2020 erste eigene Nachzuchterfolge bei diesen Arten vorweisen zu können.
Geduld gefragt
Bei den Almanzor-Feuersalamander wird es wohl noch ein bis zwei Jahre dauern, bis die Jungtiere die Geschlechtsreife erreicht haben. Beim Tafelberg-Baumsteiger und bei den Lemur-Laubfröschen ist es dagegen bislang noch nicht gelungen, potenzielle Zuchtgruppen aufzubauen. Es ist bei so seltenen Arten mitunter schwierig, überhaupt erst mal geeignete Gründertiere zu bekommen. Gute Nachrichten immerhin vom Lemur-Laubfrosch: Von ihm werden wir wohl in Kürze eine größere Zahl an Jungtieren neu in das Projekt aufnehmen können, sodass wir für 2020/21 dann auch bei diesen kritisch bedrohten Fröschen auf Nachwuchs hoffen.
Blitzstarter
Als sechste Art schließlich konnten wir im vergangenen Halbjahr den Vietnamesischen Krokodilmolch in CC aufnehmen. Die Erstnachzucht dieser seltenen Amphibien war erst im Jahr zuvor im Kölner Zoo gelungen. Und sie ließen sich nicht lange bitten: Kaum, dass sie zum Jahreswechsel zu einer CC-Privathalterin umgezogen waren, begannen sie mit Fortpflanzungsaktivitäten. Inzwischen wachsen die ersten Larven heran, und wir sind optimistisch, in der nächsten Halbjahresbilanz zum 1. November 2020 die ersten eigenen CC-Nachzuchten dieser Art vorweisen zu können.
Bestandsübersicht Mai 2020
(In der Tabelle kann horizontal gescrollt werden.)
| Wiss. Name | Dt. Name | Bestand Tiere (m/w/u) | Anzahl Haltungen | Todesfälle 11/19 – 04/20 (m/w/u) | Zugänge Nachzucht 11/19 – 04/20 | Zugänge extern 11/19 – 04/20 (m/w/u) | Ziel (Tiere, Halter) | Status* |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Amphibien | ||||||||
| Agalychnis lemur | Lemur-Laubfrosch | 11 (5/6/0) | 2 | 3 (0/0/3) | 0 | 4 (2/2/0) | 225, 40 | 5 % |
| Ambystoma dumerilii | Pátzcuaro-Querzahnmolch | 47 (26/21/0) | 6 | 0 | 0 | 0 | 225, 40 | 18 % |
| Ingerophrynus galeatus | Knochenkopfkröte | 30 (13/8/9) | 6 | 10 (1/0/9) | 0 | 23 (0/0/23) | 225, 40 | 14 % |
| Minyobates steyermarki | Tafelberg-Baumsteiger | 5 (0/0/5) | 1 | 0 | 0 | 0 | 110, 20 | 4 % |
| Salamandra sal. almanzoris | Almanzor-Feuersalamander | 42 (3/2/37) | 9 | 1 (0/0/1) | 0 | 6 (0/0/6) | 185, 30 | 28 % |
| Tylototriton vietnamensis | Vietnamesischer Krokodilmolch | 12 (4/4/4) | 4 | 0 | 0 | 12 (4/4/4) | 185, 30 | 10 % |
m: Männchen, w: Weibchen, u: unbestimmtes Geschlecht
* Status = Mittelwert aus bereits erreichtem Prozentsatz der anvisierten Halterzahl und des als Ziel bestimmten Tierbestands
Halbjahresbilanz 2 / 2019 – die Tierbilanz

Haltung rettet Arten – Tierbestand zum 1.11.2019
Vor einem Jahr ist der Startschuss für die praktische Umsetzung des Erhaltungszuchtprogramms Citizen Conservation gefallen: Der Wiener Tiergarten Schönbrunn hatte CC 56 Exemplare des kritisch vom Aussterben bedrohten Pátzcuaro-Querzahnmolchs übergeben. Die Tiere wurden gemäß der Philosophie von CC, dass professionelle und private Tierhalter Hand in Hand gegen das Artensterben zusammenarbeiten, auf Terrarianer und weitere Zoos verteilt.
Die Ersten ihrer Art
Inzwischen werden fünf Arten in CC betreut, die für unterschiedliche Amphibiengruppen, Lebensräume und Bedrohungssituationen stehen. Zum Stichtag 1.11.2019 befinden sich 136 Amphibien in der Obhut teilnehmender Zoos, Schulvivarien und privater Terrarianer.
Weitere Gründertiere erwünscht
Von allen fünf Projektarten sollen weitere Gründertiere ins Programm aufgenommen werden. Bei den Almanzor-Feuersalamandern und den Knochenkopfkröten werden zusätzliche Tiere aus den Zuchten bei Uwe Seidel und dem Kölner Zoo aufgenommen, im Falle des Tafelberg-Baumsteigers und des Lemur-Laubfrosches suchen wir zudem weitere Bezugsquellen, um die genetische Basis des CC-Bestandes zu verbreitern.
Die nächsten Arten stehen bereit
Vor wenigen Monaten erst gelang dem Kölner Zoo die Erstnachzucht des Vietnamesischen Krokodilmolchs Tylototriton vietnamensis. Der zuständige Kurator Thomas Ziegler brachte einen Teil der Nachzuchten zurück in die Zuchtstation Me Linh nach Vietnam, parallel dazu werden die ersten 12 Exemplare dieser Art in Bälde an Citizen Conserveration übergeben werden, um eine europäische Reservepopulation dieser Art aufzubauen. In 2020 sollen nach und nach weitere Arten hinzukommen – sowohl für echte Spezialisten, aber auch für gewissenhafte Einsteiger und Schulzoos.
Bestandsübersicht Ende 2019
(In der Tabelle kann horizontal gescrollt werden.)
| Wiss. Name | Dt. Name | Bestand Tiere (m/w/u) | Anzahl Haltungen | Todesfälle 11/18 – 10/19 (m/w/u) | Zugänge Nachzucht 11/18 – 10/19 | Zugänge extern 11/18 – 10/19 (m/w/u) | Ziel (Tiere, Halter) | Status* |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Amphibien | ||||||||
| Agalychnis lemur | Lemur-Laubfrosch | 10 (0/0/10) | 1 | 0 | 0 | 10 (0/0/10) | 225, 40 | 3 % |
| Ambystoma dumerilii | Pátzcuaro-Querzahnmolch | 47 (8/5/34) | 6 | 12 (1/0/11) | 0 | 59 (9/5/45) | 225, 40 | 18 % |
| Ingerophrynus galeatus | Knochenkopfkröte | 18 (0/0/18) | 3 | 1 (0/0/1) | 0 | 18 (0/0/18) | 225, 40 | 8 % |
| Minyobates steyermarki | Tafelberg-Baumsteiger | 5 (0/0/5) | 1 | 0 | 0 | 8 (0/0/8) | 110, 20 | 4 % |
| Salamandra sal. almanzoris | Almanzor-Feuersalamander | 36 (0/0/36) | 9 | 1 (0/0/1) | 0 | 37 (0/0/37) | 185, 30 | 25 % |
m: Männchen, w: Weibchen, u: unbestimmtes Geschlecht
* Status = Mittelwert aus bereits erreichtem Prozentsatz der anvisierten Halterzahl und des als Ziel bestimmten Tierbestands
Für Kröten im Einsatz – Anna Rauhaus

Unterwegs in Köln und Vietnam
Tropische Wärme, dampfender Regenwald, ungezählte Arten – während Forscher noch damit beschäftigt sind, die Amphibien in Vietnam überhaupt erst mal zu entdecken, haben ihre Kollegen schon alle Hände voll damit zu tun, sie vor dem Verschwinden zu schützen. Mit dabei: Anna Rauhaus vom Kölner Zoo. Mit ihrem Können als Tierpflegerin hilft sie den vietnamesischen Kollegen vor Ort, Haltungen für gefährdete Arten aufzubauen, ihre Fortpflanzung zu erforschen und Zuchtgruppen zu bilden.
Einsatz im Regenwald

Die Regenwälder in Nordvietnam sind ein Hotspot der Artenvielfalt. Hier liegt die Forschungs- und Zucht-Station Me Linh. | Thomas Ziegler

Eingang der „Me Linh-Station für Biodiversität“ in Nordvietnam. Betrieben wird sie vom Institut für Ökologie und Biologische Ressourcen (IEBR) in Hanoi. Der Kölner Zoo unterstützt die Station finanziell und personell. | Thomas Ziegler

Die Me Linh-Station dient unter anderem als Auffangstation für beschlagnahmte oder verletzte Tiere, die hier gesundgepflegt und auf eine mögliche Wiederauswilderung vorbereitet werden. Häufig aufgenommene Tiere sind Warane. In diesen Anlagen können sie artgerecht gepflegt werden. | Thomas Ziegler

Anna Rauhaus hilft bei der Geschlechtsbestimmung eines stattlichen Warans, der in die Station aufgenommen worden ist. Die großen Echsen werden wegen ihres Fleisches und Leders illegal gejagt. | Truong Quang Nguyen

Schildkröten werden besonders intensiv bejagt, weil sie sowohl gegessen als auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin eingesetzt werden. Auf der Station betreute Tiere werden mit einem Transponder gekennzeichnet, um sie später sicher wiedererkennen zu können. | Thomas Ziegler

Besonders gefährdete Arten werden in der Me Linh-Station gezielt gezüchtet. Die Krokodilschwanzechse ist vom Aussterben bedroht. Anna Rauhaus pflegt die Tiere im Kölner Zoo und hat ihr Wissen mit den Kollegen in Vietnam geteilt, die nun ebenfalls ein Zuchtprogramm aufgesetzt haben. | Anna Rauhau

Anna ist aber auch in der Forschung in Vietnam aktiv. Hier nimmt sie in der Umgebung der Me Linh-Station Umweltdaten im Lebensraum der Grünen Wasseragame auf. | Thomas Ziegler

Für Amphibien gibt es in der Station einen eigenen Raum. Er dient als Basis für Forschungsprojekte, aber auch zur Nachzucht bedrohter Arten. | Thomas Ziegler

Außerdem werden Amphibien in Außenanlagen gehalten – das Klima ist natürlich vor Ort optimal. So können biologische Daten gesammelt und für den Arterhalt Tiere gezüchtet werden. | Anna Rauhaus

Nur eine der vielen Amphibienarten, die mit Hilfe von Anna in Me Linh erfolgreich gezüchtet werden: der Ruderfrosch Rhacophorus kio. Er gehört zu den Flugfröschen, die größere Distanzen von Baum zu Baum im Gleitflug zurücklegen können. | Thomas Ziegler

Auch die Ausstellung in der Station wurde in Kooperation mit den Zoo-Pädagogen aus Köln realisiert. So soll die Bevölkerung vor Ort für die Gefährdungslage der heimischen Tierwelt sensibilisiert werden. | Thomas Ziegler

Forschung, Tierrettung und -zucht, Ausbildung und Kooperation: Anna kann ihre vielfältigen Interessen in Vietnam optimal zum Wohl von Tieren und Natur zum Einsatz bringen. Für sie der absolute Traumjob. | Thomas Ziegler
Botschafter in Köln, auf Reisen in Vietnam
Aber auch daheim im Kölner Zoo werden Amphibien nachgezüchtet: als Botschafter für ihren natürlichen Lebensraum und stille Reserve für den Artenschutz. In einem speziellen Amphibienzuchtraum ist Anna und ihrem Team in den vergangenen Jahren die Vermehrung von knapp 20 Fröschen, Kröten und Salamandern geglückt, darunter hoch gefährdete Arten. Das Kölner Terrarien-Team hat sich besonders auf bedrohte und wenig erforschte Arten spezialisiert und hilft auch bei der Unterbringung und Vermittlung von aus Beschlagnahmungen stammenden Tieren kräftig mit.

Eine urige Kröte
Einer der Lieblinge der Tierpflegerin ist die urige Knochenkopfkröte. In Vietnam ist sie gefährdet, in Köln vermehrt sie sich dank der engagierten Pflege bestens. „Knochenkopfkröten sind wunderhübsche Tiere mit ganz besonderem Charme“, sagt Anna. „Es freut mich, dass wir sie im Kölner Zoo inzwischen über mehrere Generationen vermehren.“
Beruf aus Leidenschaft
Wie kommt man zu so einem Beruf? „Ich fand Amphibien schon immer toll – abgesehen davon, dass sie einfach sehr sympathisch sind, fasziniert mich die wahnsinnige Vielfalt.“ So sehr, dass Anna nach ein paar Semestern an der Uni beschlossen hat, lieber etwas Praktisches zu machen, wofür sie sich richtig begeistern kann: Tierpflege mit dem Schwerpunkt auf Artenschutz. Seit 2014 ist sie Reviertierpflegerin im Terrarium des Kölner Zoos. „Kein Tag ist gleich“, erzählt Anna über ihren Traumjob, „gerade bei den Amphibien muss man sich bei jeder Art neu hineindenken und überlegen, wie man die natürlichen Lebensbedingungen am besten nachstellt. Besonders schön ist es, dass im Kölner Zoo Haltung mit Forschung und Artenschutz kombiniert wird.“
Nachzuchten aus dem Kölner Amphibienraum
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Rettung eines Unikums

Nicht versessen, sondern nüchtern
Sollten Privathalter seltene Wildtiere halten? Wer die Geschichte von Karl-Heinz Jungfer liest, der sich die Rettung eines Unikums zur Aufgabe gemacht hat, dem stellt sich diese Frage gar nicht mehr. Sondern eine ganz andere: Wie können wir mehr Menschen dazu bewegen, sich in der Wildtierhaltung zu engagieren?
„Versessen auf Frösche“ – fast schicksalhaft der Name des Artikels, der dem zwölfjährigen Karl-Heinz ins Auge stach, in seiner ersten Ausgabe einer Aquarienzeitschrift, die er sich gerade erbettelt hatte. Der Frosch-Artikel wurde zum Erweckungserlebnis. Ein halbes Jahrhundert später blickt Karl-Heinz Jungfer auf ein im wahrsten Sinne des Wortes mit Fröschen erfülltes Leben zurück. Mancher würde ihn zweifellos als „versessen“ bezeichnen. Doch Karl-Heinz betrachtet die Dinge nüchtern. Der Biologie-Lehrer ließ sich vor allem von der unglaublichen Vielfalt erstaunlicher Fortpflanzungsstrategien der Frösche in den Bann ziehen.
Diversity in der Familienplanung

Karl-Heinz hat sich intensiv mit der Vielfalt von Fortpflanzungsstrategien bei seinen Fröschen beschäftigt – und Verblüffendes beobachtet. Beim Visierfrosch (Hemiphractus proboscideus) trägt das Weibchen die Eier zwei Monate auf dem Rücken. Dann schlüpfen daraus fertige kleine Frösche. | Karl-Heinz Jungfer

Solche Forschungsergebnisse sind der Lohn jahrelanger Mühe, denn die in Baumkronen lebenden Frösche sind nur schwer zu finden. Mitunter vergehen Jahre und mehrere Reisen, bis Karl-Heinz ein zweites Exemplar erwischen kann | Karl-Heinz Jungfer

Der Kronenlaubfrosch (Triprion spinosus) hat ein spektakuläres Brutpflegeverhalten, das erst durch Karl-Heinz‘ Beobachtungen im Terrarium richtig aufgeklärt wurde. Als Forscher die ersten Kaulquappen ...

...in freier Natur gefunden hatten, sahen sie verblüfft die vielen Eier durch die Haut durchscheinen. Sie dachten, diese Kaulquappen hätten die Eier gebildet und könnten sich im Larvenstadium fortpflanzen, ähnlich wie der Axolotl. In Wirklichkeit ...

...füttert die Mutter die Kaulquappen mit unbefruchteten Eiern, wie Karl-Heinz im Terrarium herausgefunden hat. Er konnte sogar das Bettelverhalten der Quappen dokumentieren. | Karl-Heinz Jungfer

Weibchen des Kronenlaubfroschs mit ihren frisch verwandelten Jungen. | Karl-Heinz Jungfer
Privatgelehrter in Froschfragen
Vor fast 40 Jahren unternahm Karl-Heinz seine erste Reise nach Lateinamerika und stieß prompt auf drei bis dahin unbekannte Arten. Seither beschäftigt er sich als Hobby wissenschaftlich mit Amphibien, als sozusagen Privatgelehrter beschrieb er neue Arten und publizierte zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen – und „sollte einmal im Jahr unbedingt Urwaldluft geschnuppert haben“. Manchmal auch länger: 1992 blieb er gleich neun Monate in Brasilien, um die Brutpflege eines Raurückenlaubfrosches zu beobachten. Zum Glück pflegte er früher noch eine weitere Leidenschaft: den Langstreckenlauf. So geht ihm auch im Dschungel nicht so leicht die Puste aus.
Entdeckungen von Karl-Heinz
Mit Herz und Händchen für die Kleinen, die ansonsten ganz unbemerkt unter die Räder kommen
Auch daheim im schwäbischen Gaildorf lebt Karl-Heinz von Fröschen umgeben. „Sie sind natürlich im Terrarium viel einfacher zu beobachten als in den Baumwipfeln Amazoniens.“ Weshalb Karl-Heinz noch viel vor hat in seinem Terrarienzimmer. Für Citizen Conservation will er dort nun den Tafelberg-Baumsteiger züchten.
Dieser kleine Pfeilgiftfrosch mit dem wissenschaftlichen Namen Minyobates steyermarki lebt auf nur einem einzigen Tafelberg in Venezuela. Er ist extrem gefährdet, wegen der politischen Krise im Land und wegen Goldvorkommen am Berg. Die Gefahr ist groß, dass die nicht gerade für ihr sensibles Vorgehen bekannten Bergbauunternehmen den Lebensraum der Frösche zerstören oder vergiften.
Unikum der Evolution
Was im Fall des Tafelberg-Baumsteigers besonders tragisch wäre, denn „er ist ein echtes Unikum, der Einzige seiner Gattung, ein ungewöhnlicher Seitenstrang der Evolution von Pfeilgiftfröschen“ – mit bislang weitgehend unbekanntem Fortpflanzungsverhalten. Das möchte Karl-Heinz nun „knacken“ – und helfen, die Art in menschlicher Obhut zu erhalten: „Citizen Conservation ist eine sehr gute Gelegenheit, zu zeigen, dass Privathalter etwas zum Schutz und Überleben der ihnen anvertrauten Arten tun können. Dazu will ich beitragen!“
Im Angesicht des Pilzes

Im Angesicht des Pilzes
Von einem, der als Froschfreund loszog und als Artenschützer ankam – die Geschichte von Tobias Eisenberg ist eng verknüpft mit einer der dramatischsten Biodiversitätskrisen unserer Zeit. Sie handelt von der puren Freude an faszinierenden Tieren, einem mysteriösen Massensterben und den Chancen beherzten Handelns.
Ein Frosch in der Wiege
Seine Begeisterung für Frösche wurde Tobias offenbar schon in die Wiege gelegt. Familienfotos zeigen ihn als Dreijährigen, der auf Spaziergängen mit den Eltern Frösche entdeckt. Als Jugendlicher begann er in den 1980er-Jahren mit der Terrarienhaltung von Reptilien, bald kamen Amphibien hinzu: Pfeilgiftfrösche, Glasfrösche, Laubfrösche. Nicht zuletzt wegen seines Frosch-Fantums beschloss Tobias nach der Schule, Veterinärmedizin zu studieren. Gleichzeitig unternahm er in den 1990ern erste Reisen nach Mittelamerika, um seine Favoriten in der Natur zu beobachten.
Frosch-Biografie

Tobias Eisenberg zieht es in seinem Urlaub regelmäßig in die Wälder Lateinamerikas. Während andere in den Ferien die Beine hochlegen, schlägt Tobias sich durch den Dschungel, um seltene Frösche zu fotografieren. © Jörg Sens

Die Fotos des ambitionierten Hobby-Fotografen dienen nicht nur seiner privaten Freude, sondern werden auch in Fachzeitschriften und -büchern publiziert. Bei seinen Exkursionen sammelt Tobias auch wertvolle ökologische Daten aus dem Lebensraum der Amphibien. © Nikola Pantchev

Ein Highlight: der bizarre Helmkopflaubfrosch Hemiphractus proboscideus aus dem Amazonasbecken. Die Weibchen dieser Art tragen ihre Eier auf dem Rücken, bis eines Tages fertige kleine Frösche daraus schlüpfen. © Tobias Eisenberg

Einer der häufigsten, aber auch der charismatischsten Frösche Mittelamerikas ist der Rotaugenlaubfrosch Agalychnis callidryas. Die wunderschönen Frösche werden auch gerne im Terrarium gehalten. Sie gehörten zu den ersten Fröschen, die Tobias selbst nachgezüchtet hat. © Tobias Eisenberg

Glasfrösche haben es Tobias ebenfalls besonders angetan. Das besondere Feature dieser artenreichen Froschgruppe: Ihre Bauchseite ist oft so transparent, dass man im wahrsten Sinne des Wortes tief in ihr Inneres blicken kann. © Tobias Eisenberg

Zu Hause hat Tobias sich mit einem Haus einen Traum verwirklicht. Von Anfang an hat er die technischen Anforderungen eines Terrarienzimmers mit eingeplant und so eine energiesparende Anlage mit optimaler Wasserversorgung errichtet, in der er zahlreiche Froscharten züchtet. © Benny Trapp, Frogs&Friends
Mittendrin im Artensterben
Genau zu dieser Zeit wurden Berichte bekannt, die schier unglaublich klangen. Binnen weniger Jahre verschwanden Froschpopulationen und schließlich ganze Arten von der Bildfläche, ohne jede Spur, ohne nachvollziehbaren Grund. Besonders betroffen: Mittelamerika – Tobias‘ Lieblingsregion. Besonders betroffene Arten: neben dem mittlerweile berühmten Goldkrötchen und den Stummelfußkröten brachen reihenweise Populationen von Greiffröschen zusammen – Tobias´ Lieblingsfrösche. Da war der junge Tiermediziner plötzlich mittendrin im Artensterben.
Der Feind unter dem Mikroskop
Als Ursache für das Massensterben stellte sich ein bis dahin unbekannter Pilz heraus, der fortan unter dem Namen Batrachochytrium dendrobatidis, kurz Bd, Angst und Schrecken verbreitete. Tobias bekam mit ihm gleich doppelt zu tun. Beruflich, denn heute arbeitet er im Landesbetrieb Hessisches Landeslabor in Gießen und untersucht Proben von Amphibien auf den tödlichen Erreger. Und privat, denn zu seinen Pfleglingen gehört der Lemur-Laubfrosch, der durch die verheerende Wirkung des Pilzes kurz vor der Ausrottung steht.
Frosch im Herz
Schon vor fast zwanzig Jahren hat Tobias damit begonnen, die leuchtend grünen Frösche mit den dünnen, langen Beinen und den überdimensioniert wirkenden Augen zu züchten. „Der Lemur-Laubfrosch ist ein eher kleiner Laubfrosch“, erklärt Tobias, „der durch seine ruhige Lebensweise zu meinen Lieblingsarten zählt. Wegen zahlreicher Reisen, auf denen ich ihn beobachten konnte, und natürlich wegen seiner Schutzbedürftigkeit ist er mir besonders ans Herz gewachsen.“
"Wegen seiner Schutzbedürftigkeit ist mir der Lemur-Laubfrosch besonders ans Herz gewachsen."
Ein sicherer Zufluchtsort
Also züchtet Tobias ihn und hofft darauf, dass viele weitere Froschfreunde sich dieser Art annehmen, um sie in menschlicher Obhut zu erhalten. Deshalb hat er sich Citizen Conservation angeschlossen: „Nach diversen Startschwierigkeiten bei der Ex-situ-Erhaltungszucht sehe ich in CC einen gut durchdachten Ansatz, der erstmals versucht, die ´Amphibien-Nerds´ aus zoologischen Einrichtungen sowie die ambitionierten Privathalter an einen Tisch zu bringen, um endlich mit diesem wichtigen Unterfangen zu beginnen. Das gefällt mir!“






























































