Der 22. Mai ist der Internationale Tag der Artenvielfalt – und für Citizen Conservation der Anlass, die Bilanz unseres Beitrags zu ihrem Erhalt vorzulegen. Und die kann sich sehen lassen!

Die Ziele, die CC sich für seine Erhaltungszuchtprogramme steckt, sind nicht willkürlich, sondern mit wissenschaftsbasierten Tools zum Populationsmanagement ermittelt worden. Es sollen Bestände aufgebaut werden, in denen über einen Zeitraum von 40 Jahren die genetische Diversität der Ausgangstiere weitgehend erhalten bleibt. Um das zu erreichen, benötigen wir pro Art eine bestimmte Zahl von Haltungen und Tieren.

Sehr erfolgreich vermehren sich bei den CC-Teilnehmenden auch Pátzcuaro-Querzahnmolch, Mallorca-Geburtshelferkröte und Chinesische Rotbauchunke. Größere Mühe als ursprünglich angenommen bereiten dagegen Lemur-Laubfrosch und Knochenkopfkröte. Aber auch bei diesen Arten wird der Knoten hoffentlich noch platzen.

Bei den Feuersalamandern, den Pfeilgiftfröschen, den Titicaca-Riesenfröschen, Andersons Querzahnmolchen und den Madagaskar-Ährenfischen ist es noch zu früh für Aussagen, da diese Programme erst am Anfang stehen.

Als Citizen Conservation im Jahr 2018 ins Leben gerufen wurde, beschlossen die Projektträger Frogs & Friends, VdZ und DGHT eine fünfjährige Pilotphase, um zu erproben, ob unser schönes Konzept in der Praxis auch funktionieren würde.

Neun der von uns betreuten Arten haben sich in CC bereits vermehrt. Regelmäßig und bei mehreren Halter*innen vermehren sich unsere Pátzcuaro-Querzahnmolche, Mallorca-Geburtshelferkröten, Chinesischen Rotbauchunken, Knochenkopfkröten, Vietnamesischen Krokodilmolche und Mangarahara-Buntbarsche. Hier kommen wir den von uns gesetzten Zielmarkern für eine auf 40 Jahre angelegte CC-Population in großen Schritten näher: Beim Vietnamesischen Krokodilmolch sind 70 % bereits erreicht, beim Mangarahara-Buntbarsch 67 %, beim Pátzcuaro-Querzahnmolch 61 % und bei der Mallorca-Geburtshelferkröte 43 %. Auch bei den anderen Fisch-Arten gab es inzwischen Nachzuchterfolge – da wir Larven aber nicht ausweisen, sind sie in der Tabelle noch nicht aufgeführt.

Unser Sorgenkind war bislang der Tafelberg-Baumsteiger, weil es uns lange nicht gelungen war, überhaupt auch nur Gründertiere zu bekommen. Doch wir können nun froh verkünden, dass wir einen Froschsprung weiter sind: 15 Tiere konnten nach Bilanzschluss am 1. November an drei CC-Halter verteilt werden. Wir hoffen gerade bei dieser extrem kritisch gefährdeten Art mit einem offenbar nur winzigen Bestand an Tieren in menschlicher Obhut, dass bald schon erste Erfolge gelingen und drücken unseren Haltern alle verfügbaren Daumen.

Eine Aufgabe der Pilotphase von CC war es auch, eine eigene Organisationsform für die Zeit danach zu finden. Deswegen wurde in diesem Jahr die Citizen Conservation Foundation als gemeinnützige GmbH gegründet. Im Januar 2023 wird es im Rahmen der ersten Aufsichtsrats- und Beiratssitzung in die nächste Runde gehen. Die Fachgruppe für Fische wird formal gegründet werden, wir werden dann auch mit Reptilien samt eigenem Fachbeirat beginnen, und natürlich wird unser Amphibien-Programm weiter Schritt für Schritt ausgebaut. Wir sind gespannt, was sich bis zur nächsten Halbjahresbilanz, die wir zum internationalen Biodiversitätstag am 22. Mai 2023 veröffentlichen werden, alles getan haben wird. Die eine oder andere neue Art wird dann sicherlich in der Tabelle auftauchen.

Citizen Conservation nähert sich dem Ende der fünfjährigen Pilotphase. In dieser Zeit wollten wir „zeigen, dass es funktioniert“. „Es“ ist in diesem Fall die Idee, koordinierte Erhaltungszuchten für bedrohte Tierarten in Zusammenarbeit von Privathaltern und Zoos aufzubauen und dabei die nötigen Abläufe zu proben und zu verbessern. Dazu gehört, dass alle Teilnehmer einmal im halben Jahr ihren Bestand melden und wir die daraus resultierenden Zahlen hier transparent veröffentlichen. Ergebnis nach der nunmehr sechsten und vorletzten Bestandszählung der Pilotphase: Es funktioniert!

Bei mehreren Arten ist es gelungen, bereits ein Drittel bis über die Hälfte der angestrebten Populationsgröße in CC aufzubauen (siehe die Werte in der Tabelle). Diese Zielvorgabe definiert den erforderlichen Bestand reproduktionsfähiger Tiere an verschiedenen Haltungsstandorten, um die Art über 40 Jahre in menschlicher Obhut zu erhalten.

Gleichzeitig bauen wir unser Artenportfolio weiter aus. Bei den Amphibien sind drei weitere Arten im Lauf des letzten halben Jahres hinzugekommen: Nachdem uns im Oktober 2021 die ersten Zieglers Krokodilmolche (Tylototriton ziegleri) vom Kölner Zoo zur Verfügung gestellt wurden, konnten nun weitere Tiere einen Grundstock dieser Schwanzlurche in CC bilden. Erste Titicaca-Riesenfrösche (Telmatobius culeus) vom Löbbecke-Museum/Aquazoo Düsseldorf und Andersons Querzahnmolche (Ambystoma andersoni) von NaturaGart Ibbenbüren folgten Anfang 2022. Bei den Fischen sind aus dem Kölner Zoo erste Exemplare des Nosy-Be-Buntbarschs (Ptychochromis oligacanthus) an CC-Halter übergeben worden. Alle genannten Arten sind stark oder sogar kritisch von der Ausrottung bedroht. Und schließlich haben wir damit begonnen, einen Ex-situ-Bestand von deutschen Feuersalamandern (Salamandra salamandra) aufzubauen, die gerade stark unter dem Salamanderfresser-Pilz leiden, sodass ganze Populationen auszusterben drohen.

Die Tiere stammen aus Nachzuchten der jeweiligen Einrichtungen. Natürlich repräsentieren sie nur eine sehr eingeschränkte genetische Vielfalt, da sie mitunter auf einzelne Pärchen zurückzuführen sind. Uns geht es aber darum, zunächst einmal ein funktionierendes Netzwerk an Haltungen aufzubauen. Wir denken hier langfristig und setzen darauf, später weitere sogenannte Founder-Tiere zu erhalten, um den Genpool der betreffenden Art auch in den Ex-situ-Beständen zu erweitern. Das nötige Wissen um die Haltung und Zucht dieser Tiere aber wird schon jetzt gesammelt, erweitert, vermittelt und praktisch angewendet.

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Das Wachstum geht weiter: Auch im Zeitraum April bis Oktober 2021 konnte Citizen Conservation seinen Tierbestand ausbauen. Und das, obwohl einige Einzelprojekte (Import von Fröschen und Kröten aus Ecuador und Westafrika) pandemiebedingt weiter verschoben werden mussten. Aber dafür haben wir eine ganz neue Klasse bei uns aufgenommen. We proudly welcome: Fische!

Die Aufnahme der Fische ist folgerichtig in der Strategie von CC: Die auf Amphibien ausgerichtete fünfjährige Pilotphase endet 2022, und es gehörte zu unserem Entwicklungsauftrag, für die Zeit danach die Ausweitung des Programms auf andere Tiergruppen vorzubereiten. Die madagassischen Fische sind also die Vorhut einer kommenden Sektion CC #Fish. Die Aufnahme weiterer Fischgruppen ist gerade ebenso in Vorbereitung wie der Aufbau entsprechender organisatorischer Strukturen. Als wichtigster Meilenstein ist hierbei die Ausgründung von CC als eigenständiger Organisation zu sehen, die in Kürze erfolgen wird. 

Aber es geht natürlich auch mit unseren angestammten Amphibien weiter. Das Feuersalamanderprojekt von CC legt nun richtig los. Die „Lurchis“ werden von einem tödlichen Pilz bedroht, der ganze Populationen auslöscht. CC bereitet daher den Aufbau von Ex-situ-Kapazitäten zum Erhalt mehrerer Linien der charismatischen Salamander vor. 92 Feuersalamander, die auf sechs Halter verteilt wurden, waren der Startschuss.

Mit dem stark bedrohten Zieglers Krokodilmolch (Tylototrtion ziegleri) haben wir zudem eine weitere Schwanzlurch-Art aus Vietnam aufgenommen.

Nach erfreulichen ersten Nachzuchterfolgen beim Vietnamesischen Krokodilmolch mussten wir hier einen Rückschlag einstecken – eine bakterielle Infektion raffte die Schar der frisch metamorphosierten Molche bei einem Züchter so schnell dahin, dass leider jede Hilfe zu spät kam. Die anderen Haltungen sind aber stabil. So bewährt sich hier bereits die Grundphilosophie von CC: Risikoverteilung durch Aufteilen der Bestände auf viele Halter. Wenn bei einem etwas schiefgeht, bleiben immer noch andere übrig. Das macht unsere Erhaltungszuchten widerstandsfähig gegen viele Probleme.

Erfolge gab es dafür bei den Knochenkopfkröten und den Chinesischen Rotbauchunken, die sich wie erhofft als optimale Arten auch für Schul- und Schauanlagen erweisen. Einige Nachzuchterfolge gab es auch wieder beim Pátzcuaro-Querzahnmolch. Da die Larven noch sehr jung sind und noch nicht absehbar ist, haben sie aber noch keinen Einzug in diese Bilanz gefunden.

Ansonsten hoffen wir darauf, dass unsere Almanzor-Feuersalamander im nächsten Jahr endlich die Geschlechtsreife erreichen und für ersten Nachwuchs sorgen werden. Gut Salamander will eben Weile haben.

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